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06.06.2003


    
Vorausahnung: Das mediale Marsfieber, die Mars-Medien- sowie UFO-Hype

Die Welt vor dreissig Jahren im Zeichen des Mars: Weltweiter UFO-Alarm: Die Untertassen fliegen wieder!

Seitdem Giovanni Schiaparelli 1877 die "Canali" mit dem 220 mm Refraktor der Sternwarte Mailand-Brera entdeckte und Karten zeichnete, löst er damit einen heftigen Wirbel aus. Percival Lowell baute extra wegen Mars und den "Canali" 1894 eine Sternwarte in Flagstaff, Arizona. Sein Beobachtungsinstrument war ein 61 cm Refraktor, ein richtig "dickes Teil" für die damalige Zeit! Ausgelöst durch die "Canali" wurde eine heftige Debatte über außerirdisches Leben geführt und diverse Schriftsteller veröffentlichten in der Folgezeit ihre Fantasien, z. B. Kurd Lasswitz, H. G. Wells, Edgar Rice Burroughs und Ray Bradbury. Auch das legendäre Hörspiel von Orson Wells (1938) geht in diese Richtung. Die Mars-Hysterie der vorletzten Jahrhundertwende hatte menschheitsprägende Bedeutung. Ohne sie wäre weder Science Fiction noch die Entwicklung der Raumfahrt in ihrer heutigen Form denkbar. Auslöser waren visuelle Planetenbeobachtungen - leider sind die Zeiten, als man mit Marszeichnungen die Welt verändern konnte vorbei... Man kann außerdem beobachten, dass zu jeder der großen Oppositionen der letzten 150 Jahre ein Medienhype ausbrach, so 1877, 1924, 1952, 1956, 1971, 1974, 1986 und 1988. Dieses Jahr kommen gleichzeitig startende Raumfahrtmissionen dazu, die eben aufgrund der Mars-Nähe starten. "Mars-Express", Europas Beitrag für diesen neuerlichen Run, wird zu Weihnachten bereits den vielversprechenden Planeten erreichen und nach Leben dort suchen!

Auch die letzte ganz große UFO-Hysterie, die Herbst-Welle 1973 (vor fast genau dreissig Jahren!) in Amerika, brachte einige Mars-Fehleinschätzungen als UFO mit sich - und dies steckte mich selbst an und sorgte für meinen "Eintritt" ins Thema. Ja, nun bin ich bald dreissig Jahre privater UFO-Phänomen-Untersucher - und durch die neue Mars-Opposition stehe ich unter einem "besonderen Stern". Und dieses Mal ist uns der rote Planet so nahe wie nie. Vielleicht sahen die Steinzeitmenschen unseren "Bruder im All" letztmals so nahe, wie er sich inzwischen auf seiner Bahn rund um die Sonne parallel zu irdischen Umlaufbahn um das Zentralgestirn uns wieder annähert. Da kommt also im wahrsten Sinne des Wortes wieder etwas auf uns zu. Daher zur Erinnerung:

Die Zeitschrift "Bunte" damals in Nr.48/1973: "Weltweiter UFO-Alarm: Die Untertassen fliegen wieder!" während z.B. der "Mannheimer Morgen" vom 20.Oktober 1973 die Schlagzeile "Scherz oder phantastische Wirklichkeit?" setzte und deutlich skeptischer war. Und dies hatte einen Grund: So wegen Ereignissen im Oktober 1973 in Bloomington, Indiana. Larry Robinson vom Kinesiologischen Department der dortigen Universität überprüfte damals umhergehende UFO-Sichtungsberichte aus der Gegend, wie er mir gerade berichtete. Die meisten UFOs gingen auf den damals schon recht hellen Mars zurück, der am östlichen Horizont auffällig erschien und aufgrund der massiven UFO-Berichterstattung schnell von Anwohnern ebenfalls als UFO erkannt wurde. In Folge dieser ersten Meldungen hatten auch Spassvögel ihre Zeit und ließen Miniatur-Heißluftballone auf, die wiederum für UFOs gehalten wurden und etwa 30 % der weitergehenden UFO-Berichte ausmachten. Robinson staunte nicht schlecht, als er einiges später feststellte, dass die Starts jener "prank balloons" von einem Freund durchgeführt wurde, der sich einen Spass machte und glaubte Robinson selbst veräppeln zu können... Zunächst ungewöhnlich anzuschauende Flugzeugbeflackungen von derartigen Fliegern am Nachthimmel fütterten weiterhin das UFO-Fieber mit 10 %. Robinson selbst war Zeuge einer Reihe dieser Mars-"UFO"s gewesen, als er Zeugen besuchte, die tatsächlich glaubten darin ein UFO zu erkennen - und er ihnen beibringen musste, dass dies nichts weiter als der rote Planet war, welchen die Zeugen und er gerade beobachteten. Zwei Wochen lang war er Nacht für Nacht mit Mars-UFO-Meldungen beschäftigt. Angeregt durch das hier "natürlich" erzeugte UFO-Fieber marschierten dann mehrfach Leute in entweder Feuerschutzanzügen von Feuerwehrmännern als "Aliens" durch die Gegend, oder andere wickelten sich in Silberfolie ein um entlang von Strassen die Leute zu erschrecken. Internationale Headlines waren garantiert.

US-Governeur sah UFO 1973: Inzwischen wurde während einer Pressekonferenz Ohio-Governeur John J. Gilligan gefragt, was er über deie UFO-Welle denke, der durch die Nation ziehe. Der Governeur antwortete darauf, dass er und seine Frau ebenfalls ein UFO zwei Nächte zuvor, am 15. Oktober, gesehen hatten, während sie vom Wochenende in Michigan zurückkehrten. Seine Erklärung machte deutlich, dass die UFOs nicht nur von Irren und "kleinen alten Damen..." gesehen werden. Gilligans "Bekenntnis" zu UFOs verbreitete der NBC-Nachrichtensprecher John Chancellor noch in derselben Nacht, ebenso wie Walter Cronkite sie für Columbia Broadcasting System aufgriff. Die Meldung wurde noch am folgenden Morgen in der NBC-"Today Show" übernommen, ebenso wie vom CBS Morning News-Programm. The Cleveland Plain Dealer setzte diese Geschichte auf der Titelseite in einem rotumrandeten Kasten, und eine kurze Erwähnung fand sie auch in der The New York Times. Der Ohio-Governeur wurde gebeten in der "Dick Cavett-Show" von American Broadcasting System zu erscheinen, aber er lehnte ab. Bei der Beschreibung der UFO-Sichtung sagte Gilligan, dass er und seine Frau das Objekt ausmachten, während sie südlich gegen Ann Arbor fuhren. "Es war" laut Gilligan "ein Licht, bernsteinfarben", das relativ unbewegt am Himmel für über 35 Minuten zu verblieb! Der Governeur sagte, er habe keine Vorstellung, was das Licht war, aber es "wurde schwächer und dann wieder heller", als er es durch die aufgebrochenen Wolken sah. In der Nacht, als Gilligan das helle UFO sah, war der Planet Mars am hellsten und nähesten - am nähesten zur Erde, wo er erst wieder 1986 so nahe erschien. Und er war am Ost-Südost-Himmel nahe der berichteten Position von Gilligans UFO.

Für tiefergehende Kenntnisse zur Mars-Historie: Sheehan, O`Meara: »Mars, The Lure of the Red Planet«, Prometheus Books. Auf deutsch gibt es leider nichts vergleichbares.


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