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06.06.2003


    
Über den Tellerrand der Untertassen hinaus...

Britische Forscher sehen keine Beweise für Geister

London (dpa, 21.Mai 2003) - Ausgerechnet britische Wissenschaftler wollen Geister nun als Sinnestäuschungen entlarvt haben. Ihre Studie, die am Mittwoch im "British Journal of Psychology" veröffentlicht wurde, gilt als die bisher größte ihrer Art. Hunderte von Freiwilligen verbrachten dafür eine gewisse Zeit an einigen der unheimlichsten Orte Großbritanniens. So gingen allein 462 Testpersonen den "Spuk-Korridor" von Schloss Hampton Court bei London ab. Dieser Gang soll von Catherine Howard, der 1542 hingerichteten fünften Frau von Heinrich VIII., heimgesucht werden. Etwa jede zweite Testperson berichtete über "ungewöhnliche Erfahrungen". Manche wollten gespürt haben, dass da noch jemand mit ihnen im Raum gewesen sei, andere fühlten sich unwohl. An anderen düsteren Orten empfanden sie dagegen nichts Ungewöhnliches, auch wenn sie vorher nicht wussten, welcher Ort für Gespenster bekannt war. "Spuk existiert in dem Sinne, dass es in der Tat Orte gibt, an denen Leute ungewöhnliche Erlebnisse haben", folgerte der Leiter der Untersuchung, der Psychologe Richard Wiseman von der Universität Hertfordshire. Nach seinen Erkenntnissen sind aber keineswegs übernatürliche Erscheinungen für diese Erlebnisse verantwortlich: Das meiste lasse sich vielmehr auf "Umweltfaktoren" wie Zugluft, eine schlechte Beleuchtung oder elektromagnetische Felder zurückführen. "Unsere Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass der angebliche Spuk keine Beweise für eine Aktivität von "Geistern" darstellt", schrieb Wiseman. Er sei vielmehr "die Reaktion von Leuten, die - vielleicht unbewusst - auf "normale" Faktoren in ihrer Umgebung reagieren".

Nachsatz WW: Eine gruselig-romantische Umgebung, die aus sich heraus "reif" für die Geister ist... Im übertragenen Sinne kann das Blatt 43 aus der Serie "Caprichos" von Francisco de Goya (1746 bis 1828) herangezogen werden, das den Titel Der Schlaf (Traum) der Vernunft gebiert Ungeheuer trägt - während Goya selbst als Kommentar schrieb: Die Phantasie, verlassen von der Vernunft, erzeugt unmögliche Ungeheuer; vereint mit ihr ist sie die Mutter der Künste und Ursprung der Wunder. Oder, anders formuliert: Die Vernunft, die sich etwas "ausdenkt", produziert auch ihre Monster - gemäß Wilhelm Hennis zu Goyas Zeichnungen: Der Traum einer universellen, Projekte schmiedenden Vernunft gebiert Ungeheuer. Treffender könnte man es wohl kaum ausdrücken, wenn man bedenkt, was aus obigen weiterreichend sogar noch hervorgeht.

Am Sonntag, den 25.Mai 2003, machte offenkundig sich die Redaktion der RTL II-News einen Scherz aus dieser Meldung und brachte am Ende der Sendung einen zunächst ernstgemeinten (so aufgezogenen) 1:30er-Beitrag über einen wirrköpfigen, rasputinartigen russischen Geisterjäger-Professor der allen Vorstellungen eines solchen voll entsprach. Schließlich gab man aber zu, dass der Beitrag nur ein Scherz war und bitte nicht ernst zu nehmen sei!


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