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16.05.2003


    
Erich von Däniken und die größte fantastische Geldvernichtungsmaschine aller Zeiten?

Millionen von Menschen sind von unglaublichen Phänomenen im Herzen erfasst, sie werden nun in einem besonderen Unterhaltungspark des ´Indiana Jones´ aus der Schweiz bedient - doch wie lange soll dies

Am 24.Mai 2003 wird Disney-Land in Paris und Orlando/Florida/USA Konkurrenz bekommen, aber wahrscheinlicht braucht man dort nicht zu zittern, wenn eine Art moderner "Akte X-Götter-Kosmonauten-Freilicht-Museum" im Berner Oberland (Interlaken) an den Start geht (quasi in Sichtweite von Beatenberg, wo Erich von Däniken lebt). Verkauft wird die Erich-von-Däniken-Gedächtnisstätte "Mysteries of the World" als ein "Informationspark" für all jene mehr als 60 Millionen Bücherleser, die bereits den modernen "Indiana Jones" aus der Schweiz dazu verhalfen, aus seinem fantastistischen Hobby Multimillionär zu werden. Auf knapp 60.000 qm wird ein "ausserirdisches Mekka" eröffnet, Kostenpunkt für die Finanziers und Sponsoren (= Coca-Cola, Sennheiser, Sony, Pro Sieben, Swatch etc; zusammengebunden in einer "Mystery Park AG") 100 Millionen Euro! Repliken und Miniaturnachbauen der großen Rätsel der so genannten "Prä-Astronautik" werden hier gezeigt, bestens bekannt bereits aus all den Büchern des "Götter-Erich". Man erwartet hier 500.000 Besucher per Jahr und die Schaffung von etwa 50 Arbeitsplätzen für die Gemeinde. Erwarten kann man ja bekanntlich viel, aber ob tatsächlich dies alles eintritt mag ich bezweifeln. Ich sehe ganz und gar eine ganz große Pleite in den nächsten paar Jahren schon aufkommen. Fantastische Träume werden einmal mehr platzen.

Weshalb sollten zu "kosmischen Preisen" Besucher aus aller Welt herbeiströmen? Wie gesagt, die Einrichtung ist eigentlich ein Freilicht-Museum und daher NICHT vergleichbar mit einem beliebigen Freizeitpark wo Action für die ganze Familie geboten wird. Ein ausgestopfter Ausserirdischer ist dort genauso wenig zu finden wie eine abgestellte "Fliegende Untertasse". Moderne Freizeitparks bieten Fahrgeschäfte etc, aber kann z.B. ´Junior´ einmal in einer abenteuerlich-geschwungenen Rutsche von der Mystery-Park-Pyramide herunterrutschen? Nein! Man marschiert einfach durch den Park und schaut sich in ein paar Hallen Videoproduktionen an. Ansonsten kann man Cola schlürfen und Würstchen abknacken wie in jeder Einkaufszone, nur dort wahrscheinlich günstiger. Thats it - und der "Ich-mach-mit-Faktor" wie z.B. bei einer ´Star Trek-Konvention´ existiert nicht. Noch nicht einmal ein IMAX-Kino gibts dort. Wahrscheinlich ist der französische Asterix-Park aufregender. Oder denken die Verantwortlichen tatsächlich, dass da 60 Mio Buchleser aus aller Welt herbeikommen werden und ganze Cargo-Frachter dicht machen um eine ganz besondere ´Alien´-Invasion auf die Schweiz vorzunehmen? Dies ist weltfremd. Millionen glauben an den angeblichen "Fliegenden Untertassen-Crash" in Roswell/Neu Mexiko 1947, aber obwohl das Städtchen seit vielen Jahren voll auf Touri-Zentrum macht, da kommen im Sommer zum "Jahrestag" gerade mal ein paar Tausend Hardcore-Fans zusammen. Und das für umme an geglaubtem "historischen Ort" - während die Astronauten-Götter-Show in Interlaken nur "Ersatzbefriedigung" ohne Originale bieten kann, aber mit harten Fränkli bezahlt werden muss (allein der Parkplatz soll 5 Euro kosten!). Und dies in unseren schwierigen ökonomischen Zeiten!

Sicher, unter dem medialen Feuerwerk (wenn schon Pro Sieben zu den Sponsoren zählt!) in den nächsten Wochen, wird der Mystery-Park zumindest in diesem Sommer zu einem Magneten. Aber dann? Warum sollte jemand dorthin zwei Mal fahren? In modernen Freizeitpark gibt es laufend neue Attraktionen und Sensationen sowie auch da und dort Shows. Zudem, wie erwähnt, gibt es dort aufregende Action für die ganze Familie durch die Fahrgeschäfte, was die Kids magisch anzieht. Doch warum sollte ein Kind unserer Zeit seinen Papa zwängeln, ins Berner Oberland zu fahren? Nur weil der "alte Sack" sich für komische Sachen interessiert und vier oder fünf Bücher vom "Götter-Erich" im Schrank hat? Kann ich nicht glauben. "Akte X" ist für die Jugendlichen erledigt. So ist es nun einmal, weswegen ich auch annehme, dass sich ´Pro Sieben´ da verhauen hat als man als Unterstützer/Förderer/Partner des Projektes vor Jahren einstieg.

Vielleicht ist es schließlich spannender, einfach nur in den "Reiseromanen" von Erich von Däniken zu schmökern, als an Ort selbst dann frustriert und enttäuscht zu werden? Warum hat z.B. nie Chris Carter als Schöpfer von "Akte X" einen entsprechenden Unterhaltungspark für seine Serie aufgemacht, obwohl doch bekannt ist, dass die Amerikaner in dieser Richtung sowieso alles besser können? Ich kann nicht glauben, dass der abenteuerliche Entwurf in der Schweiz da einfach alles ausstechen soll. Die Abrechnung kommt nach der ersten Hype ganz gewiss. Und die wird weitaus irdischer ausfallen, als so manche Tagträumer derzeiten noch glauben. Es würde mich nicht besonders wundern, wenn der "Erich-von-Däniken"-Gedächtnispark selbst schon in nicht allzu ferner Zukunft kuriose Vergangenheit ist.


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