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14.03.2003


    
Tick...tick...tick: letzte Meldung vor der "Invasion"

Die "Furcht" der britischen Militärs vor Untertassen(-Fanatiker)

"Unidentifiziertes Flugobjekt" (U.F.O.) ist eine neutrale Beschreibung für diverse Himmelsphänomene, über die man zunächst nichts weiter zwecks Natur und Herkunft weiß. UFO-Freunde des Fantastischen schmideten dorthinein von Anfang an die Ikonografie der »Fliegenden Untertassen«, die sie dann unbekannte oder unerklärbare Flugobjekte nannten - ein (besonders im Unterbewusstsein stark nachwirkender) rhetorischer Kunstgriff um das damit verbundene Phänomen stark zu verfremden und auf die beliebte Schiene von "Besucher-Raumschiffen aus dem Kosmos" etc zu bringen. Für das Militär waren diese U.F.O.s im Zeitalter des Kalten Kriegs einfach nur irgendwie bedrohliche Flugkörper, die sich jederzeit als Flugzeuge oder Raketen des weltpolitischen Gegners dies- oder jenseits des Eisernen Vorhangs herausstellen konnten. Die UFO-Fraktion in der Öffentlichkeit dagegen sah nur die Fliegenden Untertassen als Raumfahrzeuge einer Alien-Gesellschaft auf Besuchstour. Dies war auch weitaus faszinierender und aufregender als Flugkörper angesiedelt in der düsteren Weltpolitik. Während das Militär immer wieder versuchte sich aus der öffentlichen "UFO-Konzeptions-Schlinge hin zum Fantastischen" herauszuziehen, endete die öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung rund um das Phänomen dennoch immer bei den populären Kunst-Vorstellungen dazu - getragen und gefördert durch die "interessierten Kreise" (= Hollywood, Medien und UFOlogie-Schriftsteller mit öffentlichem Zugang oder dortiger Rezeption). Irgendwie redete man von Anfang an also "aneinander vorbei", auch wenn es eigentlich hätte nicht sein müssen.

Am 6.Februar 2003 veröffentlichte BBC News Online einen Artikel ("UFO Programme ´Panic´ Gripped Ministry") von Dominic Casciani nach dessen Besuch im Londoner Public Record Office, nachdem neue "UFO-Akten" freigegeben wurden. Hierin ging es um tiefergehende Hintergründe über ein ernstzunehmendes Spiel hinter den Kulissen des britischen Verteidigungsministeriums für eine 1972 angesetzte Fernseh-Diskussion betreffs UFOs die auf dem BBC-Kanal in der beliebten TV-Sendung "Man Alive" laufen sollte. Zunächst hatte es während der späten 60er und frühen 70er Jahre eine Reihe von aufsehenerregenden Sichtungen von unidentifizierten Flugobjekten in Banbury, Oxfordshire, gegeben und dies nahe der dortigen RAF-Basis. Hierzu erstellte die BBC eine TV-Reportage und wollte dazu dann eine große TV-Debatte zwischen UFO-Zeugen, UFOlogen und Vertretern des englischen Verteidigungs-Ministeriums anschließen.

Dazu ging eine offizielle Anfrage nach der Entsendung von Vertretern der Royal Air Force (RAF) für die Sendung der BBC in White Hall ein. Diese wiederum sorgte sofort für große Aufregung dort, da man fürchtete die Sendung könnte dazu führen, dass die britische Öffentlichkeit weiterhin an kleine Männer aus dem Kosmos glauben werde und damit zusätzlich Öl ins Feuer der öffentlichen UFO-Hysterie gekippt würde. Damit wollte weder die RAF noch das Ministerium auf eine Stufe gestellt werden, andererseits fürchtete man durch ein Fernbleiben von RAF-Vertretern in der Sendung die "Verschwörungs-Theoretiker" feiern würden und Behauptungen in Umlauf bringen, wonach das Verteidigungs-Ministerium etwas zu verbergen habe. Das übliche Katz-und-Maus-Spiel leider, welches vorher schon in England lief und auch rund um den Globus immer im selben Dilemma endet. In den militärischen Rängen gab es so eine heftige Kontroverse betreffs der Teilnahme eines Militär-Vertreters in der BBC-Sendung. Auch deswegen, weil man nicht wusste, wer sonst noch teilnehmen würde.

Kurzum: Air Commodore Anthony Davis musste den "Sündenbock" machen und wurde schließlich als offizieller Sprecher des Verteidigungs-Ministeriums in Sachen UFOs hinter den Kulissen "nominiert". Aber es gab auch grundsätzlich negative eingestellte Leute wie Air Commodore Brothers, der in einem Memo es in Sachen UFOlogen klar machte, was er von solchen hielt (was für sich genommen auch mal spannend ist kennenzulernen, auch weil es bei genauerem Nachdenken nochmals die "Bedeutung" der UFOlogie bei der RAF und dem Verteidigungs-Ministerium in London gewichtet): "Es kann durchaus sein, das Mr.Davis zum Ziel für Verrückte und Fanatiker sowie anderen werden wird, die es lieben an ´kleine Männer aus dem Weltraum´ zu glauben." Damir war zunächst die Sache auf der Kippe. Doch Programm-Produzent David Filkin drängte das Ministerium dies alles nochmals zu überdenken und sich trotz aller Schwierigkeiten diesen zu stellen. So kam es also doch zu der Sendung, auch wenn vielleicht bei dem RAF-Vertreter das Magengrummeln groß gewesen sein mag, aber er stellte sich wenigsten wehrhaft den Fragen.

Wie nach der Sendung abgezeichnete Akten ausweisen, zeigte sich Air Commodore Anthony Davis danach zufrieden und ging davon aus einen "erfolgreichen Auftritt in der Studio-Diskussion" getätigt zu haben. Doch die Öffentlichkeit sah es anders und wie sollte es unter der ufologischen Belastung jener anders sein? Die BBC wurde mit Briefen überschüttet, worin der RAF-Vertreter wenig glorrreich wegkam. Auch Herr Gordon Creighton (übrigens eine Art ´Chef-UFOloge´ als ehemaliger Herausgeber der in ufologischen kreisen einflussreichen Flying Saucer Review) meldete sich und sah in der Sendung den "Kampf um den Beweis über die Existenz von Ausserirdischen". Er forderte Air Commodore Anthony Davis auf, sich weiterhin den UFO-Forschern in UFO-Klubs quer durch das Land zum Gespräch zu stellen. Nebenbei fragte er auch an, ob es im britischen Verteidigungs-Ministerium jemanden gäbe, der "flüssig Uranisch oder Plutonisch spricht"... Es war also wie immer.


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