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25.05.2002


    
Teil II: Wenn außerirdische Erscheinungen wie Venus & Jupiter am Nachthimmel zu UFOs werden

Beispielsfall: Deutschland, Europa und die Welt am 23.Februar 1999 - einer der größten UFO-"Hämmerfälle" überhaupt

Wie die Oldenburger Zeitung uns am 24.Februar mitteilte, erhielt man dort in der vorausgehenden Nacht ebenfalls mehrere Anrufe von Zeugen des Schauspiels, was man in der Redaktion nachdenklich beachtete. Eine Redakteurin: "Man bekommt ja immer mal wieder sowas einzeln gemeldet, aber nun haben uns zig Leute über Tage hinweg angerufen, da müßen wir den Dingen doch mal nachgehen." Unser damaliger Regionalermittler fürs Ruhrgebiet wurde ebenfalls von Sat1 darüber informiert, dass der Düsseldorfer Flughafen um die "2.000" Anfragen betreffs dieser Himmelserscheinung erhalten hatte. Tatsächlich berichtete die Sendung "17:30" am selben Tag vom "UFO-Alarm über Nordrhein-Westfalen". Vermutete Beinahe-Zusammenstöße von Flugzeugen und UFOs waren das Thema der besorgten Menschen, andere wieder brachten ihre kruden Weltuntergangstheorien deswegen ein. Bemerkenswert jedoch: Kameramann Gordon Kalbfleisch sah die Erscheinung am Himmel und dachte sich sofort, "jetzt werden wieder viele in Panik ausbrechen, die Polizei anrufen und UFOs melden". Man kann sich gut vorstellen, was unter dem Eindruck allein dieser bisher bekanntgewordenen Gegebenheiten in Deutschland an den betreffenden Abenden losgewesen ist! Im ganzen Land wurden sicherlich Polizeistationen, Zeitungsbüros, Sternwarten und Flughäfen etc mit Berichten aus der Bevölkerung heraus ´getroffen´, sodass man tatsächlich von einem übermächtigen nationalen Flap sprechen kann. Beobachter dieses Flaps waren mehr als außer sich, weil sie sich bis zu einer Stunde lang in ihrer Region zwischen Polizei, Feuerwehr, Flughäfen, Wetterwarten, Zeitung, bis hin zur Sternwarte (!) die Finger wundwählten und ihnen niemand sagen konnte, was da am Himmel erschien und sie schließlich ans CENAP durch das Luftfahrtbundeamt in Braunschweig verwiesen wurden. Herr Schwarte aus der Nähe von Hamburg, ein Architekt, war ganz besonders scharf drauf: "Ich habe heute abend mit einem Dutzend Leute telefoniert und keiner weiß was, was glauben Sie, was mich das alles schon gekostet hat? Wir hier im Büro sind alle genervt. Nun bin ich in Mannheim gelandet, jetzt sagen Sie nur nicht, Sie wissen auch nichts!" Doch, jetzt endlich konnte dem Zeugen geholfen werden und er bekam sofort eine astronomische Lageberechnung zugefaxt. Auf der anderen Seite war der Wehrpflichtige (noch in Grundausbildung) Ingo Iller auf dem Weg zu seiner Stube mit ein paar Kameraden von dem Phänomen nahe Schleswig überrascht worden und machte bei seinen Offizier deswegen Meldung, dem es aber nicht interessierte. Daraufhin rief er noch am selben Abend seine Eltern und einen Freund an, um denen zu berichten. Die Ruhr-Nachrichten vom 24.Februar 1999 meldete "ein Phänomen am Abendhimmel: Wenn Jupiter und Venus sich küssen". Unzählige Anrufe "beunruhigter Bürger" erreichten auch hier die Polizei sowie die genannte Zeitung. "Von zwei grell strahlenden Scheinwerfer-Lichtern, die auch noch die Farbe änderten, berichteten die Bürger. Das Wort UFO fiel nicht nur einmal. Das Dortmunder Flughafen-Personal im Tower, ebenfalls beunruhigt, suchte mit Radar den Himmel - konnte aber kein Flugobjekt ausmachen. Weil die Telefone nicht stillstehen wollten, fragten die Beamten der Bochumer Leitstelle, inzwischen selbst neugierig geworden, bei der Flugsicherung in Düsseldorf nach" und da wußte man inzwischen die Erklärung. Man stelle sich vor, da werden UFOs am Himmel ganz klar ausgemacht und das Radar nahm sie nicht wahr! Welch ein Schmaus für Alien-Technology-UFO-Fans, wenn man den Zusammenhang nicht kennt! Und daraus können dann ganz beliebte Legenden sich entpuppen... Noch am selben Tag kontaktierte uns die Coburger Zeitung, welche inzwischen auch vom UFO-Fieber erfaßt worden war, da in den vergangenen Tagen immer wieder sich Menschen bei ihr meldeten, um über zwei seltsame Lichter, "vielleicht UFOs", am Westhimmel bei Sonnenuntergang zu berichten, die "bewegungslos am Himmel stehen, scheinbar weil von dort aus was beobachtet wird". Die Affäre nahm also immer größere Ausmaße an.

Wie uns Klaus Bagschik (als Teilnehmer der GWUP-Email-Liste) vom Observatorium Hoher List der Uni Bonn am selben Tag mitteilte, waren am Dienstag-Abend insgesamt 15 Meldungen ob dieser astronomischen Besonderheit, die quasi soetwas wie eine Neuauflage des Stern von Bethlehem darstellte und genauso wie damals für Wunderglauben sorgte. Die an der Uni Bonn auflaufenden Anrufe diesbezüglich kamen bis aus den neuen Bundesländern. Darunter auch eine Meldung des Bundesgrenzschutzflughafen Hangelar, wo der Tower nach Anrufen aus der Bevölkerung selbst aufmerksam wurde und deswegen berichtete "wir sehen zwei Objekte, die nicht auf dem Radar erscheinen". Bagschik wunderte sich ob dieser Zeugen vom Bundesgrenzschutz, "die hätten es doch wissen können" (woher aber, auch die Angehörigen des Bundesgrenzschutz sind keine Astronomen und man muß ihnen das Recht zusprechen, sich verwundert die Augen zu reiben, wenn sie soetwas ungewohntes am Himmel ausmachen). Immerhin, noch in der darauffolgenden Mittwochnacht erreichte Bagschik eine weitere Meldung hierzu. Am Donnerstag, den 26.Februar war das Spektakel schon nicht mehr so auffällig am Himmel und verlor sich. Auch Mark Vornhusen von der VdS-Fachgruppe Atmosphärische Erscheinungen konnte eine Rückmeldung nach Mannheim machen und einen Artikel vom 25.Februar der Neuen Osnabrücker Zeitung uns zumailen: "UFO-Alarm nach astronomisches Schauspiel - Viele Anfragen bei Sternenkundlern". Somit war auch das Münsterland belastet worden und wir erfahren, das dort die Notrufleitungen bei Polizei und Feuerwehr mit Anrufen überschwemmt wurden. Gleichsam fragten die Menschen im Osnabrücker Planetarium um Rat nach. Rund 20 Menschen fragten bei der Luftfahrtaufsicht am Flughafen Münster/Osnabrück deswegen nach, auch das Osnabrücker Museum am Schölerberg bekam ob der himmlischen Lichter "seltsame Fragen und abenteuerliche Vermutungen" vorgetragen. Bis hin ins Emsland meldeten sich bei den öffentlichen Einrichtungen Menschen, um nachzufragen, was es mit den UFOs auf sich hat. Die Stuttgarter Nachrichten meldeten am 25.Februar 1999, daß diese zwei Lichter am Himmel in und um Stuttgart herum zahlreiche Menschen in Aufregung versetzt haben und deswegen bei der Polizei die Telefone heißliefen und selbst Polizeistreifenwagen-Besatzungen fragten "vorsichtig" bei der Sternwarte diesbezüglich nach.


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